Wenn Ihnen etwas »auf den Magen schlägt«, Ihnen ein Problem »schwer im Magen liegt« oder wenn Sie eine Bauchentscheidung treffen, muss es sich nicht um leere Floskeln handelt. Alle diese Redensarten haben wahrscheinlich eine wissenschaftliche Grundlage.
Neueste Forschungen belegen, dass unser Bauch über eigene »Intelligenz« verfügt. Unsere Verdauungsorgane besitzen ein kompliziertes Nervensystem, das eigenständig und ohne die Mitwirkung des Gehirns die Bewegung des ganzen Verdauungsapparates steuert. Mit seinen 100 Millionen Nervenzellen ist das Darmhirn sogar komplexer als das Rückenmark. Es umschließt den gesamten Verdauungstrakt – von der Speiseröhre bis zum Darm.
Zwar sind die Nerven des Darmes seit über hundert Jahren bekannt, doch erst jetzt beginnen die Forscher die Funktion des Darmhirns genauer zu verstehen. Mittlerweile beschäftigt sich Neurogastroenterologie – ein neuer medizinischer Zweig – mit diesem Thema.
Die Funktionsweise des Darmnervensystems entspricht dem des Gehirns. Auch hier kommunizieren die Nervenzellen mittels Nervenbotenstoffen miteinander. Auf diese Weise beeinflussen Hormone, die im Darmhirn ausgeschüttet werden, direkt unser Gehirn. So kann es passieren, dass die Vorgänge in unserem Bauch sich unmittelbar auf unsere Gefühle und Entscheidungen auswirken.
Der Informationsfluss funktioniert auch in die umgekehrte Richtung: Das »Glückshormon« Serotonin, das in Gehirn für Hochgefühl sorgt, veranlasst im Darmhirn die Beschleunigung der Darmbewegung und beschert uns die sprichwörtlichen »Schmetterlinge im Bauch«. Das erklärt auch, warum sich psychischer Stress sofort auf den Magen schlägt und geeignete Entspannungsübungen sich positiv auf die Verdauung auswirken. Die Forscher vermuten sogar, dass viele Verdauungsbeschwerden direkt mit dem Informationsaustausch zwischen Darmhirn und mit dem Gehirn zusammenhängen.
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